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10. Juli 2013 3 10 /07 /Juli /2013 08:45

am ende eines jeden tages bleibt nur der schrecken. so heißt mein neuer roman. es geht um den alltäglichen schrecken der die menschen umgibt. wie kann so ein roman überhaupt noch geschrieben werden? ein freund von mir hat die antwort darauf gefunden. ich müsste ihn schreiben als würde ich ihn mir vorsprechen. ihn einem menschen erzählen. drauflosschreibend. mäandernd hat er es genannt. ein schönes wort. ein fluss mäandert in ein delta. und im delta verliert sich der fluss. geht in einen ozean über. ein mäandernder roman. ein wahrscheinlich unlesbares stück literatur.

fertigstellen. endlich an ein ende kommen mit dem was mich seit jahren umtreibt. das ist die funktion dieses romans. und danach? danach werde ich mal was fröhliches schreiben. etwas was die menschen erheitert. so wie kafka. er hat ja irrwitzig komische texte geschrieben. doch die komik ist nur zu finden wenn der leser sich dem ernst der germanisten und der literaturkritiker entzieht.

einen witzigen text schreiben. mit finesse und leichtigkeit. der unterhält und sich mitteilt. das wäre wirklich großartige kunst.

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26. Juni 2013 3 26 /06 /Juni /2013 11:25

es ist and er zeit zurückzukehren. ich war abgetaucht in eine welt in der welt. manche werden gedacht haben: nun gut einer weniger der die welt mit text belästigt. andere vielleicht im besten falle schade. nun bin ich wieder da. der textfabrikant hat nach langer zeit der gesperrten manufaktur wieder seine tore geöffnet. die maschinen arbeiten wieder. die finger sind flink wie eh und je. und der gesit wieder wach und wachsam.

heute ist tag der offenen tür

ein jahr mit kafka und der einsicht in die eigene sterblichkeit ist vergangen. sterben ist mein thema geworden. für viel zu lange zeit. rechenschaft ablegen wird notwendig sein. doch nun geht es voran. es gilt die letzten jahre zu nutzen. produktiv sein. nicht nachgeben.

auch wenn nach kafka und brecht wenig zu finden sein wird was zu sagen ist. aber unsere zeit braucht worte wie die zeit von kafka und brecht. ob es meine sein müssen. das kann ich nicht beurteilen. darüber sollen andere richten. doch es wird sie geben.

kafka hat meines erachtens erkannt dass das scheitern der anfang und der endpunkt allen menschlichen seins in der moderne ist. egal wo die existenz beginnt sie endet im scheitern. und dieses scheitern neu zu beleuchten sehe ich als meine literarische aufgabe.

in der literatur geht es nicht mehr um unterhaltung für mich. darum ist es nie gegangen. es muss um die existenz gehen. um den schrecken den die menschen in mir und in anderen erzeugen. dieser schrecken der uns an einer solidarischen haltung an einer weltoffenen begegnung mit menschen hindert.

wenn ich mein buch des schreckens geschrieben haben werde kann ich zu neuen ufern aufbrechen.

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18. Dezember 2012 2 18 /12 /Dezember /2012 06:30

jede reise nach wien ist eine in die vergangenheit die nicht mehr die meine ist. alles spürt sich bekannt an. die orte. die menschen. die geräusche. die düfte. doch so wenig sich manche orte verändert haben so sehr bin ich ein anderer geworden. und dieser andere betrachtet sich selbst und sein leben von einer endperspektive aus. jede reise in meine herkunftsstadt ist wie eine filmretrospektive. alles bekannt und vohersehbar. doch es geht über die orte weit hinaus. selbst menschen die mir früher vertraut waren sind mir nun fremd geworden. orte bestimmen das sein von menschen. und mein kaltes land hat mein leben verändert. meine existenz geformt. ich bin nun ein anderer. und auch die in wien zurückgebliebenen sind andere geworden. aber nicht durch ausreise sondern durch das bleiberecht das ihnen die stadt gewährt hatte. sie sind in jener stadt gealtert die auch für mein altern vorgesehen war. nun lebe ich in einem anderen land. das altern bleibt mir nicht erspart. aber es ist von einem anderen ort geprägt. und so entfremdet sich mein wesen nicht nur meiner herkunftsstadt sondern auch meiner kindheit. jeden tag ein stück mehr. und mit jeder reise nach wien sind mir die stadt und ihre menschen fremder geworden.

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16. Dezember 2012 7 16 /12 /Dezember /2012 10:20

ich habe spät in meinem leben zu sprechen begonnen. mit drei jahren nahm ich die sprache die in der welt gesprochen wurde an. auch wenn sie nicht die meine war. bis dahin verständigte ich mich mit meiner familie und mit freunden und bekannten und mitbewohnern mittels handzeichen. für wünsche und bedürfnisse entwickelte ich gesten. auf fragen antwortete ich mit zeichen die ich mir dafür ausdachte. doch wie sollte einer wie ich der sich mit bedarfsgerechten zeichen verständigte eine über jahrhunderte standardisierte sprache anerkennen. später hieß es immer: der ist für die sprache unbegabt. denn ich widersetzte mich der korrekt geschriebenen sprache. die schule war ein spießrutenlauf durch die ortographie. doch ich schaffte den reifegrad. doch der preis war die vertreibung aus dem sprechen in dem ich heimisch sein konnte. die vertreibung aus meiner ursprünglichen zeichenwelt. alle haben sie dazu beigetragen: eltern. kindergärtnerinnen. lehrerinnen. universitätsprofessoren. ich habe zwanzig jahre gebraucht um zu meiner sprache zurückzufinden. zu dem was meine kindeheit ausgefüllt hat. zu den zeichen. zu den bildern. zu meinem leben.

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15. Dezember 2012 6 15 /12 /Dezember /2012 12:30

franz kafka hat einmal gesagt dass ihm die geistige existenzbehauptung mehr beschäftigt habe als das physische überleben. in dieser sache bin ich sein apostel. sein nachfolger. auch ich kann nicht ohne geistige nahrung sein. nicht ohne die schrift. nicht ohne das wort. das wort schöpft welt. mit dem wort baue ich mir einen ort an dem ich hausen kann. eine heile welt. in der selbst die größten grausamkeiten mir nichts anheben können. utopia haben es klügere leute als ich genannt. schon als kind habe ich in dieser wortwelt gehaust. die wortwelt wurde mir so zum schutz und später zur waffe gegen eine welt die nicht die meine war. die für mich nicht einmal eine welt gewesen ist. sondern nur eine zusammenhanglose ansammlung von ereignissen. eine fata morgana. eine welt die mir jeden tag in anderer gestalt entgegentrat. und so war mir die welt jeden tag neu. war jeden tag neu zu entdecken. musste ich sie mir jeden tag neu aneignen. und in einer derart gestaltlosen welt musste ich als kind eine gestalt annehmen. sollte da sein wo ich doch keine ahnung hatte was ein dasein beinhaltet. so blieb mir nur ein ausweg: die sprache. ich nutzte sie um mir ein dasein zu zimmern das von anderen wahrgenommen und manchmal auch angenommen werden konnte.

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14. Dezember 2012 5 14 /12 /Dezember /2012 15:40

franz kafka stellt keinen entfremdeten sondern einen fremden menschen dar. günther anders hat dies als erster erkannt. er analysierte kafkas werk aus der sicht seiner theorie der weltfremdheit des menschen. dennoch glaube ich dass günther anders theorie in bezug auf franz kafka zu kurz greift. bei kafka handelt es sich ja nicht nur um eine fremdheitserfahrung mit der welt also um einen wesenszustand des menschen sondern das werk kafkas hat auch eine sozialkritische dimension die zumeist übersehen wird. in den letzten jahren wurde ihr ein größere bedeutung zugemessen. franz kafka verwendet um die gesellschaftspolitischen verhältnisse seiner zeit sichtbar zu machen die technik der transposition. im falle des prozesses hat er diese technik zur meisterschaft geführt. das gerichtsverfahren findet in der alltagswelt der menschen statt. auf dachböden. in treppenhäusern. in wohnräumen. wenn sich die literatur in die welt einschreibt dann findet eine trasposition statt. eine verschiebung. kafka führt dieses prinzip zur meisterschaft. er transponiert nicht nur die welt sondern er macht sozusagen eine transposition zweiter ordnung. er bildet sie nicht nur ab sondern verschlüsselt sie auch. nun versucht die forschung seit jahrzehnten den schlüssel zur interpretation von kafkas texten zu finden. sie hat sich um eine biographische und psychologische und soziologisch eund philosophische und religiöse deutung bemüht. doch der schlüssel ist die re-transposition also die rückverschiebung der texte aus der alltagswelt. es handelt sich bei kafka für mich nicht um einen "verfremdungseffekt" sondern um eine oktavenverschiebung im erzählen.

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13. Dezember 2012 4 13 /12 /Dezember /2012 18:20

mit vätern habe ich reichlich erfahrungen gesammelt. am ende bin ich wider besseres wissen selbst ein vater geworden. auch ich habe einen vater. einen patriarchen. einen vatervater. einen muttervater.  zwei schwiegerväter. zwei bruderväter. einige schwagerväter. und freunde die sich väter nennen. eine litanei aus vaterschaften die irgendwann einmal aufgeschrieben werden muss. weil alles aus den fugen gerät. denn der patriarch ist tot. und wir alle sind es ihm schuldig geblieben angemessen auf sein hinscheiden zu reagieren. jeder und jede hat sich auf seine weise damit abgefunden das es kein zurück mehr gibt in den zorn und die liebe und die freude die uns mit ihm verband. kaum unter der erde hat die verehrung begonnen. selbst ich bin davor nicht gefeit. doch der patriarch war ja nicht nur ein vater sondern auch ein kind seiner zeit. er irrte wie wir alle verloren durch die welt bis er seine frau fand die keinen anderen anspruch hatte als mutter zu sein. für die kinder die sie ihm geboren hatte. und ich schreibe an der geshcichte des patriarchen so als würde ich sie kennen. und doch wird sie am ende genauso fremd anmuten wie jede andere geschichte die nichts weiter als die fremdheit der eigenen existenz spiegelt.

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12. Dezember 2012 3 12 /12 /Dezember /2012 08:00

in thomas bernhards autobiographischen romanen gelesen. wie schreibt einer wie ich den roman seiner generation? in der ichform. an der ichform führt kein weg vorbei. restrospektiv. im präteritum. einen roman wagen. seit fünf jahren wage ich den roman. ein unterfangen das nicht gelingen will. auch wenn es anderen gelingt. ulrike ulrich schrieb bereits den zweiten. selbst alexander peer hat einen zustande gebracht. peter simon altmann bei laurin. peter wawerzinek sowieso. und ich beginne immer wieder von vorne. arbeite mich ab. ein werk. es will nicht zu einem ende kommen. anfänge gelingen. sind einfach. schreiben sich leicht dahin. und dann sickert die geschichte aus. bricht ab. wird fassungslos. und dann immer wieder die frage: wo beginnt der schriftstellerische mut in einen literaturhistorischen größenwahn zu kippen? scheitern. das muss ich ertragen. schreiben heißt scheitern. jeden tag aufs neue. selbst im gelingen liegt noch die gefahr des scheiterns. ich habe schon eineige bücher geschrieben. aber dieses eine. dieses einzige von bedeutung will nicht gelingen. es bedarf in der banalität meines lebens einer legitimation für einen autobiographischen roman. vielleicht sollte ich beginnen ohne über das beginnen zu sprechen und dann rasch zu einem ende kommen.

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11. Dezember 2012 2 11 /12 /Dezember /2012 18:10

was an büchern noch zu schreiben bleibt? wenige. schreiben ist für mich kein zeitvertreib sondern erkenntnisgewinn. wo es keine erkenntnis mehr zu gewinnen gilt kommt auch das schreiben an ein ende. ein gedichtband noch. zwei romane. und dann werde ich mich vielleicht zurückziehen. endlich jenes bürgerliche leben beginnen das alle immer schon von mir erwartet haben. nicht nur als fassade. nicht nur im pontjemkischen dorf meiner bürgerlichkeit leben. sondern ernst machen mit dem was menschen leben nennen. auch wenn ich bis heute nicht genau weiß was es bedeutet wenn menschen sagen: ich lebe.

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10. Dezember 2012 1 10 /12 /Dezember /2012 09:22

gestern in einem film folgenden satz gehört: henry miller hat einmal gesagt dass ein mann der mutig genug wäre seine wünsche in die tat umzusetzen würde niemals auch nur einen satz zu papier bringen. vielleicht ist diese aussage nur erfunden. doch selbst wenn henry miller niemals einen solchen gedanken geäußert hätte wäre ihm doch ein gewisser wahrheitsgehalt nicht abzusprechen. wer den mut aufbringt sein denken und fühlen radikal in die tat umzusetzen hat keine zeit zum schreiben. oder er findet den nötigen abstand zu seinen handlungen erst in der rückschau. das ist vielleicht die wurzel allen autobiographischen schreibens dem keine schreibproduktion vorangegangen ist.

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