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31. August 2012 5 31 /08 /August /2012 15:34

nachrichten aus dem exil 16

literarische miniaturen 2012

 

der sommer geht zu ende und es wird zeit meine liebgewordene gewohnheit wieder aufzufrischen die menschen mit nachrichten aus meinem exil zu versorgen. ich bekam vor vier tagen ein ablehnungsschreiben des droschl verlages zu meinem neuen gedichtzyklus sterbelieder. nun das ist nichts außergewöhnliches. verlagsablehnungen muss ein autor in kauf nehmen. das gehört zu seinem täglichen brot. meist sind es höflich formulierte und nichtssagende schreiben. doch ein satz ließ mich aufhorchen in diesem sehr freundlichen und mit wenigen worten auskommenden differenziert abgefassten schreiben. diesen teilsatz will ich nicht unkommentiert lassen. rainer goetz schreibt sehr freundlich von langer wartezeit und grundsätzlichen schwierigkeiten mit lyrikmanuskripten. schließlich gäbe es viele auch lyrik schreibende autoren. korrekte beobachtungen wie ich herrn goetz aus der eigenen verlagserfahrung zugestehen muss. doch dann kam dieser satzteil der mich zum nachdenken anregte: abgesehen von […] muss ich auch sagen, dass mir dieser sterbelieder-zyklus nur eingeschränkt gefällt da spricht mir zu oft eine zu große sicherheit aus den texten was mir nicht so recht zu diesem thema passt. nun was heisst zu große sicherheit? wollen lektoren nicht autoren die sich in ihrer sprache sicher bewegen? und mit dem tod ein sicheres und vertrautes verhältnis herzustellen schadet einem literarischen text? nun um diese frage nicht weiter zu vertiefen habe ich mich entschlossen den teilsatz als lob aufzufassen. die große sicherheit die ich in den texten an den tag lege ist meiner angst vor dem tod geschuldet. vor diesem eines tages nicht mehr sein dürfen und können. rainer goetz setzt dann noch fairerweise nach und schreibt: andere verlage lesen natürlich anders. nicht nur verlage wie ich einem mail meines freundes peter wawerzinek zum thema sterbelieder entnehmen durfte wo es heißt: diese verse sind klar und von einer kundigen geläufigkeit - und durchaus abgeklärt: ein gefasstes leid: wie ein eingefasster stein oder eben ein in verse gefasstes gefühl. mehr als ich zu sagen hatte gibt es über den tod und das sterben und ein vermutliches irgendwann einmal totsein nicht mehr zu sagen. und in wenigen monaten gibt es die gedichte auch zum nachzulesen. hier nur eine kostprobe:

 

tod

ich hör dich an meiner schwelle kratzen

hör deinen schleifstein

zügig über deine sense wetzen

spüre deinen leichten schritt

auf meiner treppe

die in meine kammer führt

wo ich meine erinnerungen auskundschafte

nach zeiten

da ich dich zwar kannte

aber noch nicht wusste

dass du hinter meinem rücken

dich anpirscht

wie ein wolf im schafspelz

 

der tod

ist wie ein lehnstuhl

der verlassen auf terrassen steht

und wartet dass sein herr zurückkehrt

sich niederlässt

und ruht

 

totsein

ist der grund

warum ich keine sehnsucht

nach dem totsein habe

denn wenn der tod zu mir tritt

und mir zum letztenmal

sanft übers haupthaar streicht

weiß ich

dass dies die letzte zärtlichkeit sein wird

die ich in dieser welt empfange

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